Die Zinsangst ist noch nicht ausgestanden. Nicht nur die Aktienmärkte haben ihr Wochentief ein zweites Mal getestet, auch an den Anleihenmärkten geht es bergab. Anders ausgedrückt: Die Zinsen steigen und testen ihr Mehrjahreshoch, das sie Anfang der Woche erst aufgestellt haben. Der Zinsanstieg mit den dazugehörigen Verkäufen am Aktienmarkt spiegelt die Sorge wider, dass eine höhere Inflation die US-Notenbank zu einer restriktiveren Geldmarktpolitik veranlassen könnte und das wiederum könnte das Wirtschaftswachstum belasten.
Der Zinsdruck kommt vor allem aus den USA und dort von zwei Seiten. Einerseits ist die US-Notenbank Fed dabei, ihre Bilanzsumme zu reduzieren und verkauft Staatsanleihen. Andererseits werden aufgrund der beschlossenen Steuerreform in den USA neue Staatsanleihen begeben, die das Angebot ausweiten. Anleger müssen jetzt also die Notenbankverkäufe und das zunehmende Anleihenangebot der US-Regierung aufnehmen, was die Zinsen tendenziell steigen lässt. Dieser Entwicklung können sich andere Anleihenmärkte auch nicht entziehen. Besonders in Europa nicht, wo die EZB ihr Anleihenkaufprogramm reduziert hat und ihre Ausrichtung der Geldpolitik damit weniger expansiv ist.
Immobilienaktien unter Druck
Folge: In Deutschland sind auch die Hypothekenzinsen mit zehnjähriger Laufzeit gestiegen, zuletzt auf 1,5 Prozent. Zwar liegen sie damit nicht weit vom Rekordtief aus dem Herbst 2016 bei 1,1 Prozent entfernt, dennoch sind Immobilienaktien durch den Zinsanstieg besonders belastet. Dieser Sektor ist im MDAX® und SDAX® mit jeweils 12,5 beziehungsweise 18,3 Prozent vergleichsweise stark vertreten. Patrizia Immobilien aus dem SDAX® sowie LEG Immobilien, Deutsche Wohnen und Deutsche Euroshop aus dem MDAX® gehörten zu den größten Verlierern der vergangenen Wochen. Auch Versorger zählen zu den Zinsverlierern, da sie meist höhere Schuldenberge vor sich her schieben und steigende Zinsen somit belastend sind. Allerdings sind sie im TecDAX®, SDAX® und MDAX® nur mit sehr geringen Anteilen vertreten.