Die deutsche Industrie sieht sich aufgrund internationaler Handelsspannungen und hoher Rohstoffpreise weiter mit Herausforderungen konfrontiert, bleibt aber insgesamt robust. Die US-Notenbank Federal Reserve signalisiert eine Zinssenkung in diesem Jahr, sofern sich Inflation und Arbeitsmarkt weiter stabilisieren. Die Lufthansa-Aktie profitiert vom starken Quartalsauftakt der US-Airline Delta und setzt verstärkt auf margenstarke Premiumangebote. Volkswagen stoppt durch hoher US-Strafzölle und technischer Rückrufe vorerst den Export seines E-Kleinbusses ID.Buzz in die USA.
Globaler Aktienmarkt – Neues Rekordhoch beim DAX®
Am Donnerstag erreichte der DAX® mit 24.639 Punkten ein neues Rekordhoch – das 33. in 2025. Statistisch entstehen die meisten DAX®-Rekorde im ersten Halbjahr – nur 38% fallen in das zweite Halbjahr. Am Freitagnachmittag notierte der DAX® rund 2 Prozent über dem Vorwochenschlusskurs. Der S&P 500® trat zum Donnerstagabend im Vergleich zum vorherigen Donnerstagschlusskurs in etwa auf der Stelle. Der Dow Jones Industrial Average® lag rund 0,4 Prozent unter dem Vorwochenkurs. Der technologielastige NASDAQ-100 Index® schloss am Donnerstagabend im Wochenvergleich rund 0,2 Prozent im Minus.
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Industrie Deutschland – Aufwärtstrend trotz Unsicherheiten
Die deutsche Industrie verzeichnete im Mai ein überraschend starkes Produktionsplus von 1,2 %. Besonders die Auto-, Pharma- und Energiebranche trugen zur positiven Entwicklung bei. Auch im Dreimonatsvergleich (März–Mai) ergibt sich ein Anstieg um rund 1,4 %. Trotz des Aufschwungs liegt die Industrieproduktion weiterhin unter dem Vorkrisenniveau der Covid-Pandemie. Ökonomen sehen jedoch Anzeichen einer nachhaltigen Erholung im verarbeitenden Gewerbe. Das ifo-Institut und andere Forschungsinstitute erwarten für 2025 ein moderates Wachstum von rund 0,3 %. Die US-Zollpolitik bleibt ein Risikofaktor für Exporte und Konjunktur. Positiv entwickelt sich auch die Verbraucherstimmung – das HDE-Barometer steigt auf 97,73 Punkte. Der Konsum könnte in kleinen Schritten zur Konjunkturerholung beitragen. Zudem sinkt die Inflation im Juni auf rund 2,0 %. Die Bundesregierung unterstützt mit Konjunkturprogrammen den Aufschwung. Die Bauproduktion hingegen ging im Mai zurück. Insgesamt zeigt sich ein vorsichtiger Optimismus für die deutsche Industrie.
US-Zinsen - Hoffnung auf Zinssenkungen
Der Konflikt zwischen US-Präsident Donald Trump und der US-Notenbank spitzt sich weiter zu. Trump fordert seit Monaten deutliche Zinssenkungen und plant offenbar, Powell schon vor dem regulären Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 durch einen Nachfolger zu ersetzen. Die Fed selbst zeigt sich bislang vorsichtig. Der Leitzins bleibt weiterhin in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Interne Protokolle belegen, dass eine Mehrheit der Notenbankmitglieder angesichts der unsicheren Inflationslage und der möglichen Folgen von Trumps Zollpolitik aktuell keine rasche Zinssenkung unterstützt. Dennoch besteht die Möglichkeit einer geldpolitischen Lockerung im weiteren Jahresverlauf – vorausgesetzt, die Inflation bleibt unter Kontrolle und der Arbeitsmarkt entwickelt sich stabil. Zudem plant die Fed Lockerungen bei der Bankenaufsicht. Künftig sollen Großbanken ihren „gut geführt“-Status nicht mehr aufgrund einzelner Mängel verlieren, sondern nur dann, wenn mehrere Schwächen vorliegen. Damit will die Fed auf die Kritik reagieren, das aktuelle Bewertungssystem sei zu streng und nicht praxisnah. Ziel ist es, die Regeln realistischer zu gestalten und unnötige Beschränkungen für solide Institute zu vermeiden.
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Lufthansa – Rückenwind aus den USA
Die Lufthansa-Aktie legte am Donnerstag zu, nachdem starke Zahlen der US-Fluggesellschaft Delta Air Lines für neue Zuversicht in der Branche sorgten. Auch wenn die Jahresprognose leicht gesenkt wurde, überzeugten stabile Sommerbuchungen und ein wachsendes Premiumgeschäft. Diese Entwicklung kommt auch der Lufthansa zugute. Das Unternehmen befindet sich mitten im strategischen Umbau hin zu hochwertigen Reiseangeboten mit Fokus auf Geschäftsreisende und Premiumkunden. Erste Maßnahmen wie bessere Sitze, neue Lounges und digitale Services sollen die Profitabilität stärken. Trotz struktureller Herausforderungen – etwa steigender Kosten, schwankender Nachfrage und intensiver Konkurrenz – könnte die Lufthansa von einer Stabilisierung im internationalen Flugverkehr profitieren. Das Premiumsegment zeigt sich widerstandsfähiger als das preissensible Volumengeschäft. Auch Geschäftsreisen nehmen langsam wieder zu, wenn auch noch unter Vorkrisenniveau.
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VW - Export des E-Kleinbusses ID.Buzz in die USA gestoppt
Volkswagen hat den Export seines Elektro-Kleinbusses ID.Buzz in die USA vorerst gestoppt. Grund sind vor allem die hohen US-Strafzölle auf in Europa produzierte Fahrzeuge und Komponenten, die seit April deutlich auf 27,5 Prozent angehoben wurden. Zusätzlich führte ein technischer Rückruf wegen Problemen mit der Rücksitzbank zu einem abrupten Exportstopp im Mai. Die verschifften Stückzahlen sanken von über 1.900 im ersten Quartal auf nur rund 570 Stück im zweiten Quartal. VW-Konzernchef Oliver Blume bezeichnete die aktuelle Exportlage nach Nordamerika als wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll. Die gesamte deutsche Autoindustrie leidet unter den hohen US-Zöllen, die allein in diesem Jahr Schäden von über elf Milliarden Euro verursachen könnten. Die Branche hofft auf ein baldiges Handelsabkommen zwischen der EU und den USA, das die Zölle zumindest senkt. Verschiedene Kompromissmodelle werden diskutiert, darunter ein Verrechnungssystem für Im- und Exporte oder eine Quotenregelung. Ein vollständiger zollfreier Handel erscheint derzeit jedoch unrealistisch. Ob und wann der ID.Buzz wieder in die USA geliefert wird, hängt maßgeblich von der Entwicklung der Zollpolitik ab. Eine lokale Produktion des E-Bullis in den USA ist derzeit nicht geplant.
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